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Frühstück mit Kängurus ***

02.Jan.24,  Australien/NSW/Burrinjuck, Tag 31-33 Roadtrip, 2.587 km total, 285 Tages-km

Das nächste Camp am Burrinjuck Lake wählen wir nur, weil es auf dem weiteren Weg liegt und dort über Silvester ein Stellplatz zu bekommen war. Der Zeltplatz ist riesig – bestimmt einen Kilometer breit – und trotzdem rappelvoll. Es gibt keine abgesteckten Parzellen, sondern jeder hat freie Wahl auf dem wilden Gelände. Familien haben ganze Zeltstädte errichtet mit Kocheinheit und Wohnbereich. Dazwischen stehen Boote oder Jet-Skis auf Trailern. Wir finden kaum eine halbwegs gerade Ecke auf die wir unseren Bundy quetschen können. Es gibt viel zu wenig sanitäre Einrichtungen und die sind endlos entfernt. Besser man geht schon los, bevor man muss. Das finden alle so, deshalb wird ab Einsetzen der Dämmerung rechts und links in die Büsche gepinkelt. Außerdem ist das Internet total überlastet – kein Empfang.

Über den Spaß-Verfall nach dem letzten traumhaften Camp hilft eine Flasche Silvester-Champagner (vom Aldi! In jedem größeren Ort gibt es mindestens eine Aldi-Filiale mit gutem Angebot und den niedrigsten Preisen Australiens) und ein brauchbares Huhn mediterrane Art hinweg. Wir tütteln uns einen an und gehen einfach um 22:00 Uhr ins Bett. Unsere Nachbarn scheinen es genau so zu machen, denn unser Schlaf wird um Mitternacht durch nichts gestört.

Kochen an Silvester

Essen und gute Getränke trösten die Enttäuschung weg

Die Ruhe hält bis fünf Uhr morgens an. Da hören wir neben dem Zelt einen alten Mann sich räuspern, der ein paar Tausend Zigaretten zu viel in seinem Leben geraucht hat. Dann wieder. Hust, hust, räusper. Wer zum Henker ist das und warum hustet er genau bei uns? Ich zippe das Fenster auf meiner Seite auf. Es beginnt gerade zu dämmern. Die hustenden Übeltäter stehen keine fünf Meter entfernt: Kängurus. Zwei junge Männchen messen ihre Kräfte. Sie boxen und treten aufeinander ein nach übelster Känguru Art. Erst wird mit den Vorderbeinen geboxt, es folgt ein Klammergriff und dann treten sie dem Gegner beide Hinterfüße mit voller Wucht in den Magen. Als Standbein dient jetzt der kräftige Schwanz. Wenn sie treten, ertönt dieser menschliche Hust-Räusperer. Total spannend. Was für ein nettes Geschenk für den ersten Tag des Jahres. Bitte, so darf es weiter gehen. :-

Liebenswerte Kängurus

 

Normale Touristen wie uns gibt es auf diesem Zeltplatz keine. Nur Aussies, die am See ihre Kinder bespaßen. Alles, was es für Geld zu kaufen gibt, schwimmt am Seeufer. Boote knattern über den See.

Silvestervergnügen in Oz

Der Wanderweg am Ufer vom Lake Burrinjuck ist fein

Zur Quelle vom See verjüngt er sich Fjordartig mit vielen Windungen

Wir treffen auf einen ausgewachsenen Waran. Dieser ist ungefähr ein Meter fünfzig. In Ausnahmefällen erreichen sie über zwei Meter.

Die Krallen sind sicher sechs Zentimeter lang

 

Überraschender Weise erfolgt bereits Neujahr eine große Abreise-Welle. Vierzig Prozent der Gäste packt zusammen. Der Familienvater von vier Kindern neben uns fängt um 7:30 Uhr an. Die beiden Jüngsten sind zu klein, um zu helfen und die Teenager-Töchter kämmen ihr Haar oder trödeln anderweitig herum (Internet gibt es ja nicht). Um 13:00 Uhr ist alles verpackt und er fix und fertig. Er freut sich über ein Lob von uns, dass er erstaunlicher Weise alles wieder verstaut bekommen hat.
Am nächsten Tag reist die zweite Hälfte ab. Plötzlich haben wir ein riesiges Areal für uns alleine. Das macht uns für einen vierköpfigen Känguru Mob interessant. Mangels anderer Opfer, fallen sie bei uns ein, gerade als wir uns zum Frühstück hingesetzt haben. Was es bei uns zu essen gibt, interessiert sie mächtig. Es sind drei zierliche Weibchen, behütet von einem kapitalen Männchen. Langsam hüpfen sie näher und näher. Eigentlich wollten wir noch einen Brie aus dem Kühlschrank geholt haben, aber nun mag keiner von uns mehr aufstehen, um keine unnötige Aufmerksamkeit bei dem Männchen (in den Waschräumen wird tatsächlich auf Känguru-Übergriffe hingewiesen) zu erregen. Es geht auch mal ohne Käse.
Die Weibchen kommen zögerlich bis an den Tisch – während es sich der junge Mann lässig hinter Achim gemütlich macht. Wenn er so liegt, sieht er harmlos aus, aber dann steht er wieder auf und zeigt seine muskulösen Oberarme.
Wir haben schon entspannter gefrühstückt :mrgreen: – finden Kängurus aber trotzdem einfach liebenswert. Ob wir sie jemals satt haben, ist anzuzweifeln.

Die Dame mit ihren zarten Ärmchen ist harmlos

Mein Platz – meine Regeln

Wenn er aufsteht, sind seine Arme echt auffällig gegen die der Weibchen. Achim mag sich kaum noch umdrehen :lol:

 

*** Titel eines empfehlenswerten Buchs von Bill Bryson über Australiens Geschichte und Bräuche.


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Abercrombie – ein gewagter Umweg zum Camp

30.Dez.23,  Australien/NSW/Abercrombie, Tag 29-30 Roadtrip, 2.302 km total, Etappen km 149

Wir verlassen unseren Zeltplatz (durch diverse Weihnachtszuschläge kostet er 58 Dollar die Nacht – sehr teuer) die Blue Mountains auf dem gut ausgebauten Great Western Highway. Dieser Highway war der Durchbruch, den die ersten Siedler durch die, von Schluchten und Steilhängen durchzogenen, Blue Mountains gefunden hatten. Viele Expeditionen wurden damals erfolglos abgebrochen. So brauchte man fünfundzwanzig Jahre, um auf die andere Seite zu gelangen. Ausgerissene Kühe hatten längst einen Weg gefunden und labten sich an dem köstlichen Grasland, was sie vorfanden. Durch dieses hügelige Grasland, heute überwiegend von Schafen befressen, führt unser Weg in den Abercrombie River National Park.

Aus Weideland wird Eukalyptus-Wald. Aus Highway wird Schotterpiste. Aus Schotterpiste wird 4WD-Strecke. Echte 4WD-Strecke. Immer häufiger lässt der Fahrer ein „Ui, das ist aber steil“, vernehmen. Zwei Apps haben uns auf diese Strecke gelockt: Maps me und wikicamps.  „Bei Nässe gefährlich“, informiert die Park Service Information. Aber es ist trocken, alles ist in bester Ordnung.

Waldweg der es in sich hat

Unser Bundy (einen Name muss der Große ja haben ***) zeigt, was er kann. Wo wir Schweiß auf der Stirn haben, rattert er ohne mit der Wimper zu zucken hoch. Keine durchdrehenden Reifen, kein Wegslippen – total cool! Eine Stunde werden wir mächtig durchgeschaukelt. Achim ist angespannt, kann den Spaß, den er hat, aber nicht verbergen. Ein Dauergrinsen ist in sein Gesicht getackert. Das schüttet mehr Endorphine aus als zwei Tafeln Schokolade. :mrgreen:
Zweiundzwanzig Kilometer Holperpiste. Wir messen Pfützen auf ihre Tiefe und müssen dicke Äste zur Seite räumen und dann sind wir fast am Camp angekommen als sich uns ein echtes Hindernis in den Weg stellt – ein kleines Flüsschen.

Sicher ist besser

Wie tief die Furt sein mag, können wir nicht schätzen. Ohne dass einer durch watet, wird das nicht. Einen Schnorchel für den Motor haben wir leider nicht. Der einzige Makel unseres feinen Autos. Was wie ein albernes Statussymbol am Geländewagen aussehen mag, ergibt in Australien tatsächlich einen Sinn.
Ich erbarme mich und gehe auf die andere Seite. Grünes Licht für Achim. Das Wasser reicht mir nur bis zum Knie.
Als wir das Camp am Mittag erreichen, schaffen wir grade noch das Zelt und die Markise aufzubauen als es zu regnen beginnt. Wie war das noch? Bei Nässe gefährlich?

Da müssen wir durch – wollen wir nicht über 20 Kilometer zurück fahren

Achim kommt

Kein Problem – er kommt super durch

Der Zeltplatz ist großartig. Direkt an dem eben überquerten Little Hole Creek gelegen. Eingerahmt von einer Steilwand an die sich Eukalypten krallen. Es gibt eine Plump-Toilette und Gary als einzigen Camping-Nachbarn. Der Platz ist kostenlos – man muss nur einmalig sechs Dollar für eine Registrierung bezahlen. Auch so ein Covid-Ding, was nicht wieder abgeschafft werden wird.

Für ein Bergkänguru stellt die Wand kein Problem dar

Wunderschön

Ausblick direkt neben dem Zeltplatz

Ein kleiner Waran mit strammen Schenkeln schleicht durchs Camp

Gary wohnt in der Nähe, ist ein echter Naturbursche, der im Dunkeln mit der Taschenlampe im Busch umherwandelt und super nett. „Hier habt ihr gute Chancen auf Wombats“, verspricht er. Und er lacht über den Weg, den wir gekommen sind. Es gäbe einen zweiten Eingang. Bessere Strecke und nur acht Kilometer lang. ;-)

Wenn es heftig regnet, sitzen wir unter unserem tatsächlich regendichten Sonnenschutz. In Phasen, wo es nur nieselt, streifen wir am Flussufer entlang. Entdecken fette Eingangslöcher der Wombat-Höhlen. Und nichts ist so schlecht als es nicht für etwas gut ist! Das dunkle Wetter treibt die nachtaktiven Wombats schon bei Tageslicht aus ihren Höhlen. Eine Mutter mit ihrem Jungen watscheln am Ufer entlang.

Etwas unscharf – es war schon arg dunkel – aber der Beweis – die sagenhaften Wombats existieren tatsächlich

Was für niedliche Tiere. Würste auf Stummelbeinen, kann man sagen. Sie werden bis 1,20 Meter lang und bringen 40 Kilo auf die Waage. Wie es sich für echte Australier gehört, sind es Beuteltiere. Damit der Beutel nicht voll Erde gerät, ist er nach hinten offen, damit die Mutter in Ruhe ihre bis zu dreißig Meter langen Gänge buddeln kann. Die Wombats sind Einzelgänger, aber in Gegenden mit hoher Wombat-Dichte können die Tunnelsysteme auch schon mal miteinander verbunden sein.

Etwas größeres Wombat Baby – es verlässt den Beutel nach acht Monaten

Am nächsten Morgen scheint die Sonne. Wir lassen uns nach dem feuchtkalten Abend und einer frischen Nacht die Knochen durchwärmen.
Schnappen unsere Wanderschuhe und gehen den Weg zurück, den wir gestern gekommen sind. Wo das Auto souverän  hoch gefahren ist, haben wir durchdrehende Füße. Wir schnaufen uns die Hügel hoch und runter oder ströpern am Flussufer entlang. Dabei  scheuchen ein paar Kängurus auf. Wahrscheinlich Berg-Kängurus, denn sie hüpfen sogar die Steilwand leichtfüßig hoch. Wie schafft man das mit rechtwinkligen Beinen, die immer wie falsch angewachsen aussehen?

Am nächsten Tag beim Wandern müssen wir noch einmal durch das Flüsschen

Die Steigung ist schwer zu schätzen – wir müssen aber echt kraxeln

teile ausgewaschene Wege mit vielen Bodenwellen – die dienen dazu große Auswaschungen zu verhindern

Nach zwei Nächten verlassen wir das Camp über die wirklich so viel bessere Ausfahrt. Egal. Der Umweg hat sich gelohnt. Ein herrlicher Platz, der glücklich macht.

Wir wünschen Euch ein ebenso glücklich machendes Jahr 2024. Viel Gesundheit, Zufriedenheit und jeden Tag Endorphine, wie es zwei Kilo Schokolade schaffen.  Prost Neujahr!

 

*** Von Bundy nach Bundy mit Bundy – Bundaberg, unser Start- und Zielort wird von den Aussies Bundy genannt.

Olle Enderlein

DER STILLE STAR KONSTRUKTEUR FÜR BLAUWASSERSEGLER

Olle Enderlein

Blue Mountains

28.Dez.23,  Australien/NSW/Blackheath, Tag 26-28 Roadtrip, 2.120 km total

Von Newcastle ist der logische Weg eigentlich nach Sydney. Noch drei Tage bis zum berühmtesten Feuerwerk der Welt. Noch drei Tage bis Silvester. Man könnte meinen, wir hätten es so geplant. ;-)
Die Internetsuche ist ernüchternd: alles ausgebucht. Schon seit Wochen. Selbst Hotel-Suiten mit Blick aufs Feuerwerk für 1.500 Dollar die Nacht. Will man das Feuerwerk vom Ufer aus sehen, muss man sich bereits mittags anstellen, um einen guten Platz zu bekommen. Nein, danke. So gut kann ein Feuerwerk nicht sein. Wir verzichten.

Von unserem Haus aus telefonieren wir uns unsere nächste Unterkunft zusammen. Ein einziger Campingplatz in den Blue Mountains hat für drei Nächte Platz für uns. Allerdings müssen wir einmal umziehen auf eine andere Parzelle.  Was solls’s – die Blue Mountains möchten wir nicht auch noch ausfallen lassen.  Einer der besuchtesten Nationalparks Australiens.
Berühmt sind seine ‚Three Sisters‘, eine imposante Dreier-Felsformation. Am Aussichtspunkt wissen wir, warum alles ausgebucht ist. Halb Australien hängt an der Balustrade.  Wie vorhergesagt, hat sich der Regen der letzten sechs Tage verzogen. Schön. Gepokert und gewonnen.

Sehr hübsche Schwestern

Three Sisters in den Blue Mountains

Selfie-Manie

Nur ein paar Kilometer weiter, in Blackheath, liegt unser Campingplatz. Einige Wanderwege beginnen nur zwei Kilometer entfernt direkt am ‚Grose Valley‘. Eine riesige Schlucht, eingerahmt von imposanten Bergformationen.
Am nächsten Tag machen wir uns auf die Socken. Hier stehen nicht ganz so viele Besucher an der Balustrade. Das Gute, neunzig Prozent will nur gucken und der Rest verteilt sich auf der Strecke (Cliff Top Walking Track). Gute drei Kilometer führt der Track an der Schlucht entlang. Viele Treppen, bergab, bergauf. Aber immer wieder mit sensationellen Ausblicken auf das Tal.

Ein imposantes Loch – es hält sich hartnäckig das Gerücht, dass die Blue Mountains ihren Namen den Ausdünstungen vom Eukalyptus-Wald verdanken sollen. Das kann nicht stimmen, andere Länder haben auch Blue Mountains und  „Von den blauen Bergen kommen wir“ ist wohl nicht in Australien entstanden.

Über den Zufluss zum Wasserfall führt unser Weg entlang – immer an der Kante

Schöne Klippenwanderung

 

Wir haben gerade das Ende erreicht, als dunkle Wolken aufziehen. Zehn Minuten später schüttet es aus Kübeln. Mit ein paar anderen Wanderern finden wir Unterschlupf in einer kleinen Hütte. Wir geben unseren Wetter-Engeln high five: gut gemacht! Nach einer halben Stunde tröpelt es nur noch. Wir müssten den gleichen Weg zurück, da aber vor weiteren Schauern gewarnt wird, entscheiden wir uns durch den Ort zurück zu gehen. Satte fünf Kilometer, aber vielleicht besser als rutschige Wanderwege und über die Ufer steigende Bäche.
Wir haben unseren Zeltplatz fast erreicht – nur 750 Meter sind es noch – da öffnen die Wetter-Engel richtig die Schleusen. Was für Dreckschippen!

Unterstellen witzlos – wir sind tropfnass als wir am Zelt ankommen

Am nächsten Morgen herrscht wieder eitel Sonnenschein. Das richtige Wetter für den Grand Canyon Track. Dieser Weg ist ein Rundweg und fast sieben Kilometer lang. Er ist Himmel und Hölle in einem.

In einem Einschnitt zwischen den senkrechten Felswänden geht es steil bergab. Fast dreihundert Meter müssen wir – überwiegend über Treppen – die Höhenmeter abbauen. Aber es lohnt sich. Wir überqueren Bäche, kommen vorbei an Wasserfällen und überhängenden Felsen. Die Stufen beißen in die Oberschenkel.
Die Schlucht wird eng und enger. Fast kann man beide Seiten berühren. Der Weg ist super in Schuss. Ein großes Kompliment an den National Park Service. Menschen ohne hochalpine Kenntnisse würden diesen verwunschenen Ort gar nicht erreichen können.  Eine der schönsten Schluchten, in der wir je waren.

Toller Weg – leider nur ein Foto – Akku leer. Wenn’s läuft.

Unter anderem geht es hinter Wasserfällen lang

Kleine Agame – wie ein Drache mit deutlichen Stacheln

Ans Tageslicht zurück kommt man über andere Treppen – dreihundert Meter wieder steil bergauf.  Die Stufen beißen in die Waden. Das ist aber nicht der Teil, der den Weg zur Hölle macht. Es sind die anderen Wanderer. Es ist einfach zu voll. Viel zu voll. Würden alle in die gleiche Richtung laufen, ginge es noch. Aber es kommen uns ebenso viele Personen entgegen, wie mit uns laufen. Die Schlucht könnte magisch sein. Ist mal für dreißig Sekunden Ruhe, erhascht man kurz den Zauber. Auf den schmalen Steigen muss man ständig stehen bleiben und Platz machen. An Engstellen kommt es schon zu Staus. Dazu diverse Duftnoten von Deos und Mückensprays. Alle brabbeln und rufen durcheinander. Schnelle Läufer treten einem fast in die Hacken. Wichtig für mich, dass ich keine Kinder um mich habe. Die kleinen Bewegungswunder zeigen schmerzlich, wie viel Leichtfüßigkeit mir in den Jahren verloren gegangen ist. :mrgreen:

Nein, das war nichts. Wir müssen raus aus dem Weihnacht-Neujahr-Touri-Trubel. Morgen geht es weiter nach Abercrombie River National Park. Das scheint eine gute Wahl. Nicht mal unser Zeltnachbar – wohnhaft in Sydney, keine 200 Kilometer entfernt – kennt diesen Park. Ein gutes Zeichen.


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2023 – ResüMix

ZUNÄCHST DIE PFLICHT

2023 – ResüMix

SV Droopy – Gerrit Paetow GER

SABBAT ZUM ZWEITEN – DIESMAL HAT´S GEKLAPPT

Gerrit Paetow

SV Olleanna – Jeremy Bagshaw ZA

CRUISING TIPS FROM A ROUND-THE-WORLD RACER

Jeremy Bagshaw

Fröhliche Weihnachten

23.Dez.23,  Australien/NSW/Newcastle, Tag 18-23 Roadtrip, 1.746 km total

Wir wünschen unseren Familien, Freunden und Lesern ein wundervolles Weihnachtsfest mit einem gelungenen Festmahl und gut gelaunten Gästen. Macht es Euch in Euren Wohnzimmern gemütlich und freut Euch an Euren bequemen Möbeln – einer Angelegenheit, der man im Alltag viel zu wenig Bedeutung zukommen lässt. Viel zu selten sagt man danke zu seinem Bett, dem gemütlichen Sofa oder dem Ohrensessel.
Wir sagen jedenfalls danke, dass Ihr auch in diesem Jahr mit uns gereist seid. Wir freuen uns über jeden Klick, Eure Kommentare und Anmerkungen. Und wir freuen uns auf ein weiteres gemeinsames Jahr.

Wir dachten, dass wir im Zelt Weihnachten feiern würden. Zwar ohne Ohrensessel, aber irgendwo romantisch im Wald. Wie beim Segeln, kommt es auch im Auto anders als man denkt. Statt auf der Wiese zu stehen, sind wir zu Hausbesetzern geworden. Eine Geschichte mit Fehlplanung, Wetterpech und einem freundlichen Ende.

Unseren Campingplatz zurück in der Zivilisation verlassen wir bei strömendem Regen. Das Dachzelt ist schnell zusammen geklappt – inklusive Litern von Wasser, die sich auf dem Überzelt befinden. Wie viel davon seinen Weg auf die Matratze findet, ist noch unklar.

Unser nächster Stopp heißt Newcastle. Achims Nichte Marcia plus Mann Josh, ihrem Sohn und Baby wohnen dort. Durch einen nie abgesprochenen Zufall ist gerade unsere Schwägerin Andrea zu Besuch bei ihrer Tochter. So ist das mit der buckeligen Verwandtschaft: jahrelang kommt keiner aus Deutschland vorbei und dann alle auf einmal. Das Haus ist also voll und der Garten hat zu viel Hang, so dass unser Auto mit Zelt dort nicht stehen kann.
Aber die Eltern von Josh sind zauberhaft und bieten uns gleich um die Ecke ein leer stehendes Haus zum Übernachten an. Dies wartet auf eine kleine Reparatur und soll dann wieder vermietet werden. Küche und Strom vorhanden, heißes Wasser und Toilette funktionieren. Wir sagen begeistert zu.
Unsere aufblasbaren Luftmatratzen kommen auf den Boden und Campingstühle und Tisch ins Wohnzimmer.

Vor Heiligabend wollten wir wieder abreisen und weiter in die Blue Mountains hinter Sydney fahren. Ab Weihnachten bis Ende Januar ist die Hauptferienzeit der Australier. Daher hatten wir unseren Platz reserviert. Ein Blick in die Wettervorhersage lässt uns schaudern. Dauerregen über Weihnachten und nachts soll die Temperatur auf sechs Grad fallen. Pfui.

Wir stornieren den Campingplatz mit flinken Fingern. Etwas zu flinken Fingern. :mrgreen: Die Suche nach Alternativen über die Feiertage gerät zur Frustnummer. Alle Campingplätze, die an der Küste liegen und vom Regen – laut Vorhersage – verschont bleiben, sind ausgebucht. Wir suchen nach Cabins in den Bergen: Fehlanzeige! „Fully booked“, lautet die Dauermeldung.
Wir fragen Joanne und Jamie, ob wir wohl drei Tage länger bleiben dürfen. Und auf die angeheiratete Familie ist Verlass. Herzlichen Dank, Ihr seid unsere Retter.

Somit verbringen wir zwar in einem Haus das Weihnachtsfest, aber ohne Bett. Ohne die Romantik eines Wald-Campingplatzes. Kein Sofa. Keine Deko. Keine Kerze.

Achim fällt es zuerst wieder ein. Genauso war unser erstes Weihnachten vor 24 Jahren. ‚Zwischen den Jahren‘ hatten wir den Umzug in unsere erste gemeinsame Wohnung geplant und schon kräftig gepackt und aussortiert. Die Feiertage wollten wir uns bei meinen Schwiegereltern durchfuttern und trotz ungemütlicher Wohnungen bei Kerzenschein unterm Tannenbaum sitzen.
Aber dann sind Achims Eltern krank geworden. Weihnachten wurde kurzfristig abgesagt und wir saßen Heiligabend auf Umzugskisten und haben Dosensuppen in der Mikrowelle heiß gemacht. Kein Sofa. Keine Deko. Keine Kerze.
Denkt man zurück, so ist dieses Fest unvergessen. Und so wird es auch mit diesem sein.

Fröhliche Weihnachten!

Immerhin haben wir unsere Mützen dabei


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Ein kleiner roter Traktor

Wieviele Traktoren es in unserer Nachbarschaft in Norwegen gibt, habe ich noch nicht gezählt, aber es sind Einige.
Als sich im letzten Winter, bei einer der ersten Begegnungen in Helgeland, ein Auto in einer Schneewehe festgefahren hatte, hieß es nur: „Kein Problem, ich hole kurz meinen Traktor!“
Ein anderer Nachbar hat uns gleich mit seinem Traktor besucht und gefragt: „Soll ich den Schnee in eurer Einfahrt räumen? Ich habt bestimmt noch keinen eigenen Traktor, oder?“

Dass wir einen brauchen werden, war von Anfang an klar für uns. Man könnte auch sagen, wir waren ziemlich froh darüber, endlich einen Grund zu haben, den Fuhrpark um einen Ackerschlepper erweitern zu können.
Was es für einer werden sollte, war allerdings zunächst nicht so ganz klar. Ich kannte hauptsächlich die alten Trecker von Deutz, Hanomag und Massey Fergusen.
Kleine Massey Fergusen werden hin und wieder auch in Norwegen zum Verkauf angeboten. So ein kleiner MF 35 war deshalb eine Weile der Favorit. Allerdings wiegt ein MF 35 bereits knapp 1,5 Tonnen. Ähnliche Modelle von Massey Fergusen oder anderen Herstellern liegen ebenfalls in dieser Gewichtsklasse.
Auf dem Acker ist das natürlich kein Problem und verglichen mit modernen Landmaschinen ist so ein MF 35 bereits ein Winzling.
In unserem kleinen Wald wäre so ein Gerät aber eher ein Riese und nicht wirklich optimal. Wir haben, für norwegische Verhältnisse, einen relativ kleinen Wald und dort wollen wir die Wege schmal und die Bodenverdichtung gering halten. Die Freiflächen vor dem Haus sind ebenfalls eher klein. Ein Traktor der 1,5t-Klasse wäre deshalb fast überdimensioniert und würde nicht überall eingesetzt werden können, wo wir ihn brauchen.
Hauptsächlich werden wir ihn im Wald brauchen und um im Winter die Einfahrt und die Flächen vorm Haus von Schnee zu befreien. Daneben soll er für Erdbewegungen eingesetzt werden, Anhänger sollte man ebenfalls gut mit ihm um die Ecken rangieren können und eine Zapfwelle für einen Holzspalter und ein Dreipunkt-Kraftheber wären auch nicht schlecht…
Und das alles bitte in klein und nicht allzu schwer.
Fündig geworden sind wir irgendwann in der Kategorie der Kommunaltraktoren und haben uns schließlich auf einen alten Gutbrod eingeschossen. Beim Modell 2060 fanden wir den besten Kompromiss, für das definierte Einsatzszenario. Der 2060 ist klein, wiegt nur knapp 400 Kilogramm, hat aber alles was einen vollwertigen Mini-Ackerschlepper ausmacht. Und für mich ganz wichtig: Das Chassis ist als klassischer Profilrahmen aufgebaut und nicht in Blockbauweise. Bei einem Traktor in Blockbauweise lässt sich der Motor nicht ohne massive Eingriffe durch einen anderen ersetzen, weil er ein tragender Teil des Rahmen ist, bei einem Traktor mit Profilrahmen sieht das anders aus. Ihr ahnt vermutlich, auf was ich hinaus will. Ziel ist es, mit einem Elektrotrecker den Wald und das Gelände drum herum zu bewirtschaften.

Es war also irgendwann im Sommer klar, dass wir einen Gutbrod 2060 organisieren müssen. Ob wir ihn in Deutschland oder Norwegen besorgen, war schnell geklärt, denn in Norwegen bekommt man gerade dieses Modell praktisch nie. Noch dazu sind wir ja noch eine Weile in Deutschland und ich habe hier aktuell die besseren Möglichkeiten ihn zu restaurieren.
Dass ich dann unmittelbar nach meiner Rückkehr aus Norwegen einen kleinen Traktor gekauft hatte, wusstet ihr ja bereits seit dem letzten Artikel. Dass wir ihn „Franky“ genannt haben, ebenfalls.

Franky ist ein Gutbrod 2060 und hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Der kleine Ackerschlepper wurde 1969 von einem Landwirt aus dem Münsterland gekauft und blieb über all die Jahrzehnte in Familienbesitz. Bis in die 80er Jahre wurde er im Wald eingesetzt und hat dort malocht, wo die großen Trecker nicht hin konnten.
Irgendwann war der erste Motor dann komplett im Eimer und wurde durch einen Daihatsu AD Motor ersetzt. Das ist der Motor, den ihr auf dem Foto am Anfang dieses Beitrags seht.
Dieser Daihatsu Motor ist allerdings so viel größer als der Originalmotor, dass man Franky kurzerhand in der Mitte auseinandergesägt, verlängert und wieder zusammengeschweißt hat, um den Motor in den kleinen Traktor zu stopfen.
Anschließend musste Franky wieder viele Jahre malochen. Diesmal auf der Obstplantage.
In den 90er Jahren wurde die Obstplantage schließlich aufgegeben und Franky geriet in einer Scheune in Vergessenheit.
Bis ich ihn schließlich im Oktober 2023 entdeckt und gekauft habe. Was für andere vielleicht nach einem Haufen Schrott aussieht, ist für mich traumhaft. Denn in den verlängerten Traktorrahmen bekomme ich exakt den Akkusatz für die Elektromaschine, der für so ein Projekt optimal ist.
In einen originalen 2060 hätte der Akku mit einem Hilfsrahmen über dem Elektromotor platziert werden müssen. Das hätte das Gewicht erhöht und den Schwerpunkt deutlich nach oben verlagert. Schwerpunkt nach oben ist ganz schlecht, da Trecker ohnehin schon einen ungünstig hohen Schwerpunkt haben.
Mit Franky habe ich diese Probleme nicht, der Schwerpunkt wird gegenüber dem Original sogar deutlich nach unten wandern, was die Sicherheit am Hang positiv beeinflussen wird. Der längere Radstand spielt praktisch keine Rolle, er ist trotzdem noch relativ kurz.








Das Konzept steht also, die Elektrokomponenten liegen bereits hier und die Restauration der Basis ist abgeschlossen. Viel geändert habe ich nicht. Die meiste Arbeit bestand darin, ihn zunächst einmal zu komplettieren, abgeflexte Teile zu rekonstruieren und mehr als 40 nicht mehr benötigte Bohrungen zu verschweißen.
Das Besorgen der fehlenden Teile war leichter als befürchtet. Es gibt eine ziemlich aktive Gutbrod Szene und bei solchen Oldtimern wird in der Regel nichts weggeworfen.
Auch der alte Daihatsu Motor ist natürlich nicht beim Schrotthändler gelandet, sondern hat seinen Weg in eine Sammlung in Bayern gefunden.
Der alte Sitz war absolut nicht mehr zu retten, also hat Sabrina den alten Bezug in seine Einzelteile zerlegt und mit diesen Mustern einen neuen Sitz angefertigt.








Was ich deutlich an Franky verändert habe, war die Vorderachse. Ursprünglich wurden die vorderen Felgen beim Gutbrod 2060 über integrierte Kugellager mit der Achse verbunden. Das war in den Sechzigern bei solch kleinen Fahrzeugen „Stand der Technik“. Das Konzept war damals kostengünstig zu produzieren, bringt aber fast ausschließlich Nachteile mit sich.
Anstatt die vergammelten Altteile zu restaurieren, habe ich mich deshalb dazu entschlossen, die Vorderachse neu zu konstruieren. Jetzt können vorne ganz normale Felgen über Radbolzen an eine Nabe montiert werden.
Zum Schluss hat Franky frischen Lack und ein neues Armaturenbrett bekommen. Das Armaturenbrett ist so noch längst nicht fertig, aber es wird in diesem Zustand eine ganze Weile bleiben und muss sich zunächst bewähren, bevor es irgendwann lackiert und graviert wird.

Als nächstes steht also der Einbau des neuen Antriebs auf dem Programm. Alle Komponenten dafür habe ich bereits hier.
Das wird allerdings erst im nächsten Jahr passieren, denn in Kürze starten wir mit dem Subaru in Richtung Norden.

Frohe Weihnachten und einen Guten Rutsch ins Neue Jahr!

Barrington Tops: Spielplatz für 4×4 Fahrer und Schlangenjäger

17.Dez.23,  Australien/NSW/Barrington Tops, Tag 13-17 Roadtrip, 1.585 km total

Nach dem Dorrigo National Park (1.100 Meter) wechselt die alpenländisch anmutende Berglandschaft über in trockenere Gebiete. Wir fahren dreihundert Kilometer und halten in einem beliebigen Dorf mit dem witzigen Namen ‚Wallabadah‘.

Sogar die Kühe sehen aus wie in den Alpen

weiter südlich sieht Weideland so aus

Die Gemeinde bietet eine gepflegte Wiese zum Übernachten an. Inklusive heißer Duschen, Brauch-Wasser und Toiletten. Als Gegenleistung wird eine Spende von 10 Dollar pro Fahrzeug erwartet. Bitte einfach in die Box werfen. Die sanitären Anlagen sind alt, abgeschlagen und spartanisch. Aber alles funktioniert und darf noch als sauber bezeichnet werden. Auf dem Fußboden befinden sich nicht mehr tote Käfer und Spinnweben an den Decken als für 30 Dollar die Nacht.
Die Wiese ist Tummelplatz für Kakadus, die sich an den Gras-Rispen mit den winzigen Sattkörnern versuchen satt zu fressen. Papageien umfliegen uns wie Drosseln in der Heimat. Eine Dorfrunde hat als Highlight einen historischen Friedhof im Angebot. Genau wie in Neuseeland ist alles „Monumento Historico“, was grade einhundert Jahre alt ist. Wir bleiben zwei Nächte – es ist gemütlich in Wallabadah. ;-)

Gelbhauben-Kakadus grasen auf der Weide

Zusammen mit dem Rosa Kakadu – der sieht besonders hübsch aus – wenn erfliegt – da seine Flügel unterwärts komplett rosa gefärbt sind

Friedhofsgrenze – die letzte Ruhe vor endlosem Busch

Putten auf dem Friedhof von Wallabadah

Beim King Parrot hat das Männchen einen roten und das Weibchen einen grünen Kopf

Nächster Halt 150 Kilometer weiter: Barrington Tops National Park. Im Park lautet die Regel, dass man vor Anreise seinen Platz reservieren muss. Wir buchen drei Nächte auf zwei verschiedenen Plätzen. Kein Internet im Park warnt die Buchungsseite.
Das Camp Polblue liegt auf 1500 Meter direkt neben einem kleinen Sumpfgebiet mit attraktivem Wanderweg. Es gibt eine Schutzhütte, aufgefangenes Regenwasser zum Händewaschen und Plumpsklos. Die sind besser als so manche Toilette mit Wasserspülung. Komplett ohne Geruchsbelästigung und durch eine geschickte Rampenführung bleibt einem der Blick auf unappetitliche Dinge erspart.
Außer uns campieren noch fünf, sechs weitere Parteien auf dem großzügigen Platz. Alles Australier, meistens mit großen Wohnwagen und Hauszelten unterwegs.

Die Anfahrt zum Barrigton Tops NP ist nur Schotterpiste – 25 Kilometer

An Tag eins erwischt uns am Nachmittag fast ein Gewitter. Grade rechtzeitig nach der Sumpf-Umrundung schaffen wir es uns in der Schutzhütte unterzustellen. Nach einer halben Stunde Hagel und Regen ist alles vorbei. Die Wetter-Engel stehen weiterhin an unserer Seite. Sonnenschein jeden Tag. Die Tage sind warm bis heiß, die Nächte kühl. Hier auf 1500 Meter sinkt die Temperatur auf 13 Grad. In letzter Sekunde habe ich entschieden, dass ich meine extra Wolldecke zusätzlich zum Schlafsack auf dem Schiff lasse. Sehr zum Bedauern von Achim. Gerne würde er zwei Decken über sich auftürmen. :mrgreen:

Wir gehen die drei Kilometer lange Sumpfrunde mehrere Male zu unterschiedlichen Tageszeiten. Immer wieder treffen wir auf Brumbies. Das sind australische Wildpferde, ähnlich den Mustangs in Amerika. Es gibt ruhige Gruppen, die uns nur anschauen. Andere Herden wirken nervös und provokant. Geblähte Nüstern. Die Ohren verdreht. Ein Hinweisschild warnt vor aufgebrachten Hengsten. Wir lassen die Tiere passieren ohne behelligt zu werden. Der Bestand der Brumbies wird kontrovers diskutiert. Die Tiere vermehren sich prächtig. Zu prächtig finden viele: „Sie gehören hier nicht her, trampeln alles kaputt, vertreiben heimische Tierarten. Man sollte sie im großen Stil abschießen.“ Eine entsprechende staatliche Aktion ist für die nächsten drei Jahre in New South Wales geplant. Tierschützer versuchen dies zu verhindern.

Wildpferde in Australien – Brumbies

Schüchterner Blick geht anders

Der Sumpf bei Sonne

Bei einem unserer Walks tritt Achim fast auf eine Schlange. Im Karnickel-Dreisprung macht er einen Satz rückwärts. Das arme Tier ist ebenso geschockt und in Affengeschwindigkeit im Unterholz verschwunden. Identifizierung in der kurzen Zeit nicht möglich. Die Schlangendichte scheint tatsächlich immens hoch zu sein. Das hatten wir so nicht erwartet.

Nach zwei Nächten wechseln wir den Campingplatz. Die holprige Piste darf nur mit einem Vierrad angetriebenen Fahrzeug befahren werden. „Ihr werdet alleine sein“, weiß der Ranger, der die Campingplätze abfährt,  Toilettenpapier nachfüllt und kontrolliert, ob auch alle Camper bezahlt haben.

Einfahrt zum Camp Little Murray

Genau wie Wellen auf dem Meer sind Bodenwellen nicht zu erkennen auf dem Foto ;-)

Er hat Recht. Da wir genug Brauchwasser dabei haben und alleine sind, gibt es sogar eine Dusche aus der Abwasch-Schüssel. Nur die Papageien und diebische Elstern schauen zu. Camp Little Murray hat nur ein Plumpsklo. Mehr nicht. Hier ist man auf sich allein gestellt. Eine Idylle mitten im Wald.

Dusche in der universal Allzweck-Schüssel

Wenn es auch keine Dusche gibt, so gibt es lecker Essen. Unser Ofen ist so kräftig, dass er locker einen Lammkeule gar bekommt. Nach längerer Überlegung hatte ich mich entschieden für den Bräter statt Pfanne. Eine gute Entscheidung. :-)

Im Wald wimmelt es ebenfalls von Papageien – nie so erwartet

Und wir gehen auf die Suche. Angefixt durch die bereits beobachteten Schlangen achten wir jetzt systematisch auf weitere Exemplare. Bleiben bei sonnigen Flecken mit Totholz stehen und halten die Augen offen. Und wir haben Glück – direkt neben dem Weg (die wir nicht verlassen) liegt eine Schlange aufgerollt und guckt. Sie lässt sich nicht von uns stören. Keine Zuckungen, kein Muskel bewegt sich. Es ist ein Kupferkopf – erfahren wir einen Tag später als wir das Foto in der Facebook-Schlangen-Bestimmungs-Gruppe zeigen.
Diese Schlangenart pumpt verhältnismäßig große Mengen Gift in ihr Opfer, welches Neurotoxinen enthält und zusätzlich das Gewebe und Blut zersetzt. Für einen Menschen ist es ohne Behandlung tödlich. Es ist gut, dass Schlangen keine Jagd auf Menschen machen. ;-)

Australischer Kupferkopf

Anhand der dreieckigen Platte hinter dem Auge konnte die Schlange identifiziert werden – die Färbungen sind wohl häufig uneinheitlich

Der Kupferkopf lag direkt neben dem Weg

 

Am nächsten Morgen fahren wir bei der Abreise mit dem Auto an der Stelle vorbei. Die Schlange liegt noch immer da. Etwas verändert in ihrer Position. Aber heute ist sie aufmerksam. Als ich aus dem Auto springe, spürt sie die Erschütterung (hehe, ein Zeichen für Diät oder wie ist das zu werten?) und verschwindet im Wald. Und wir verschwinden zurück in die Zivilisation auf einen gemütlichen Campingplatz in der Ebene.

Camp Little Murray

In der Dämmerung ziehen tiefe Wolken durch den Wald – und ein paar Brumbies – sie übernachten nahe beim Zelt. Nachts hören wir sie schnauben und mit den Hufen scharren.

Wenn eine Wolke tief durchzieht – ist der Wald mystisch schön

Wallaby – abends ziehen sie über den Campingplatz


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Pacific Plus 1997 Prototype

SV TIDE – KOOPMANS 65 – FITTED IN 1997

This video is now for 14 years on YouTube, the footage perhaps even older. Video resolution was poor back then. But the quality, durability and the support of windpilot, i.e. Peter Foerthmann is excellent.
Eberhard Harms

Die Wahrheit: das Video wurde in 1997 in Holland aufgenommen, allerdings erst in 2009 bei YouTube hochgeladen und seitdem 33.450 Mal im Windpilot Channel aufgerufen

Erdmann Braschos

KOMMENTAR ZUR MEINUNG VON JOHANNES ERDMANN
K.o.-Kriterien Autopilot
Ich danke für den Hinweis auf den Yachting World Artikel mit der Statistik zur ARC 23, an der gut 250 Yachten teilnahmen:

1. Die Statistik dokumentiert: Von 230 Yachten, die an der Befragung zum Thema Autopilot/Windsteueranlage teilnahmen, segelten 5 handgesteuert. Die restlichen 225 hatten einen Autopiloten. 33 Teilnehmer waren mit Autopiloten und Windfahnensteuerung unterwegs.

2. Bei 75 von 225 Autopiloten gab es Probleme, wurde unterwegs gebastelt. Das sind 33 Prozent.

3. Der Autopilot eines mittelgroßen Fahrtenbootes braucht je nach Seegang, Kursstabilität überschlägig 3 – 5 Ah. Das sind 72 – 120 Ah in 24 Stunden, soweit der Autopilot nicht zum Stromsparen vorübergehend abgeschaltet wird. Der Energiebedarf einer längeren Seereise ist leicht auszurechnen. Wäre schön, wenn jemand mit aus eigener Erfahrung gewonnenen Messwerten etwas zum Thema Strombedarf Autopilot beiträgt.

4. Budget Auto- und Windsteueranlage: Von den zuvor in den Kommentaren genannten Zahlen ausgehend kostet ein Autopilot doppelt bis 3 x so viel wie eine Windsteueranlage (ohne Budget für die als Ersatzteil mitgeführte zweite Mechanik des Autopiloten).

5. Soweit ich es verstehe arbeitet eine Windsteueranlage für Jahrzehnte nahezu wartungsfrei. Der Aufwand für den Betrieb eines Autopiloten (Beschaffung und Einbau von Neuteilen) ist ungleich höher. Mangels eigener Erfahrung weiß ich nicht, wie oft da repariert wird und welche Kosten über einen längeren Zeitraum entstehen.

6. Es geht für Langfahrtsegler darum, die jeweiligen Themen an Bord dauerhaft sicher, sprich ohne Hotline zum örtlichen Techniker und endlose Rechnungen zum gepfefferten Stundensatz zu lösen. Sicher heißt bewährt und einfach:

Das wäre – siehe 33 % AP-Probleme beim ARC 33 – für mich neben den Anschaffungskosten und der ungewissen Folge- = Systemkosten das K.o.-Kriterium beim Autopiloten.

Martin Hager